Warum große Sprachmodelle an Textlängen scheitern – und wie wir als Autoren trotzdem effizient mit ihnen arbeiten können.
Es ist ein seltsamer Moment: Man schickt sein frisch überarbeitetes Manuskript an eine KI – in der Hoffnung auf ein schnelles Korrektorat –, und plötzlich kommt ein Text zurück, der zwar vertraute Namen enthält, aber nicht mehr der eigene ist. Statt der überarbeiteten Geschichte taucht etwas völlig anderes auf. Was läuft da schief?
Technische Ursachen: Wenn KI den Überblick verliert
Solche Vorfälle sind meist kein Hinweis auf Datenverlust oder Sicherheitsprobleme, sondern auf technische Begrenzungen im System. Große Sprachmodelle wie GPT-4 arbeiten mit einem begrenzten Kontextfenster – vereinfacht gesagt: Sie können nur eine bestimmte Menge Text gleichzeitig „überblicken“. Wird dieser Rahmen überschritten, kann es passieren, dass die KI durcheinandergerät und Inhalte falsch zuordnet.
In der Folge erzeugt sie Inhalte, die nicht mehr aus dem Original stammen, sondern auf Wahrscheinlichkeiten und früheren Mustern basieren. Manchmal sind diese so stimmig, dass sie auf den ersten Blick zum eigenen Text zu passen scheinen – sind aber dennoch generiert. In seltenen Fällen vermischen sich auch Inhalte aus anderen Sitzungen, besonders bei stark frequentierten Plattformen.
Eigene Erfahrung mit der Textlänge: Warum ich in Szenen statt Kapiteln arbeite
Ich habe das selbst erlebt. Anfangs dachte ich, Kapitel wären eine passende Einheit für die Bearbeitung – logisch, schließlich strukturiert sich mein Roman ja so. Die Textlänge sollte egal sein, oder? Doch sobald die Abschnitte zu lang wurden, funktionierte das nicht mehr: Die KI reagierte mit wirren Ausgaben, verlor den Faden oder kürzte den Text auch.
Meine Lösung: Ich unterteile meine Kapitel zusätzlich in einzelne Szenen. Die sind kürzer, inhaltlich klarer gefasst – und lassen sich viel besser verarbeiten. Seitdem bekomme ich deutlich stabilere, nachvollziehbarere Ergebnisse. Klar, das bedeutet etwas mehr Vorbereitung, aber der Aufwand lohnt sich und ich habe einen feineren Überblick über die Inhalte.
Toolwahl ist auch Teil des Handwerks
Immer wieder höre ich den Einwand, man müsse sein „Handwerkszeug“ beherrschen, bevor man zu Hilfsmitteln greift. Verständlich – aber zu kurz gedacht. Nicht jeder, der schreibt, ist automatisch ein Experte für Grammatik und Zeichensetzung. Und nicht jede Geschichte wird schlechter, nur weil Kommas fehlen.
Dafür gibt es Tools – nicht rein als Ersatz für Können, sondern als Ergänzung. Jeder arbeitet mit dem Werkzeug, das zu ihm oder ihr passt. Auch im Handwerk nutzt nicht jeder einen Schraubendreher – viele greifen längst zum Akkuschrauber. Beim Schreiben ist das nicht anders. Entscheidend ist am Ende nicht, wie ein Text entstanden ist – sondern ob er funktioniert.
KI und kreative Impulse
Was in der Diskussion oft übersehen wird: Gerade im kreativen Schreiben kann KI eine echte Inspirationsquelle sein. Klar, sie hat Schwächen – bei langen, komplexen Passagen oder feinen stilistischen Nuancen. Aber die sogenannten „Fehler“ wie Halluzinationen können auch als kreative Impulse wirken.
Ich habe es mehrfach erlebt, dass mir die KI Wendungen oder Formulierungen vorgeschlagen hat, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Natürlich steuere ich sie und entscheide am Ende, was ich übernehme. Aber dieser überraschende Input bringt Bewegung in den Prozess. Statt Stagnation entstehen neue Ideen – nicht trotz, sondern wegen der KI.
Fazit: Kontrolle behalten, Werkzeuge gezielt einsetzen
KI kann ein hilfreicher Begleiter im Schreibprozess sein – wenn man ihre Grenzen kennt und sie gezielt einsetzt. Die Irritationen, die viele erleben, zeigen vor allem: KI ist kein Ersatz für Denken, sondern ein Werkzeug zum Weiterdenken. Und je besser wir unsere Werkzeuge kennen, desto klarer werden auch unsere Texte.
Weitere Infos
Hugging Face Blog – Wie Transformer-Modelle funktionieren
OpenAI über Token und Kontextlängen
Eine Erklärung wie du die KI-Kreativität steuern kannst.
Frage an euch:
Wie geht ihr mit der Textlänge um, wenn ihr mit KI-Tools arbeitet? Und habt ihr eigene Strategien entwickelt, um eure Manuskripte effizient und sicher zu bearbeiten?
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