Ein einzigartiger Erfahrungsbericht für Erwachsene über Burnout, Depression und den Weg zurück zu sich selbst – in poetischer Märchenform.

„Was bleibt, wenn der Erfolg verblasst und die Seele auf der Strecke bleibt?“
In diesem berührenden Märchen für Erwachsene erzählt Tom Glasauer von Mansaar, einem erfolgreichen Händler, dessen Leben von Reichtum, Erwartungen und Verpflichtungen bestimmt ist. Doch eines Tages bricht alles zusammen: Burnout, Erschöpfung, Leere und der Verlust jeder Lebensfreude.
Auf seiner Reise begegnet Mansaar nicht nur fremden Kulturen und spirituellen Lehrern, sondern auch seinem tiefsten inneren Schmerz. Schritt für Schritt enthüllt er die wahren Ursachen seines Zusammenbruchs und entdeckt das Geheimnis des Seelenspiegels.
Ein poetisches Buch über:
✅ Burnout & Depression: warum wir zerbrechen
✅ Spirituelle Selbstfindung: den eigenen Weg finden
✅ Lebensveränderung & Sinnsuche: was wirklich zählt
✅ Hoffnung: wie wir trotz allem wieder aufstehen
„Das Geheimnis des Seelenspiegels“ ist kein klassischer Ratgeber, sondern eine inspirierende Geschichte, die Mut macht und die Seele berührt. Für alle, die sich selbst verloren haben – und auf der Suche nach ihrer wahren Essenz sind.
Leseprobe
Ein Land des Wohlstands
Es war einmal in einem fernen Land, in dem die Sommer heiß und die Winter mild waren, die Menschen braun gebrannt und von anmutiger Gestalt. Die Männer waren stark, die Frauen hübsch und die meisten Einwohner trugen eine stolze Haltung zur Schau.
Stolz waren sie vor allem auf ihren Reichtum, denn das Land war sehr wohlhabend und das Ansehen einer Person stieg mit den Besitztümern, die sie im Laufe ihres Lebens anhäufte. Diesen Stolz konnte man nicht nur in der Haltung der Menschen sehen, sondern auch in allen äußerlichen Dingen.
Die Kleidung der Bewohner des Landes war aus mannigfaltigen, feinen Stoffen gewebt und mit allerlei Perlen, Federn und farbigen Ornamenten geschmückt. Je farbenprächtiger die Stoffe, desto wohlhabender waren die Menschen, die damit gekleidet waren.
Die Frauen trugen Kleider aus feinster Seide, in die mit hauchdünnen Goldfäden zarte Muster in Form von Landschaften, Blumen oder auch Tieren gestickt waren. Die Knöpfe bestanden aus dünnen Gold- oder Elfenbeinplättchen, in die geschickte Hände vielgestaltige Formen graviert hatten. Die Kordeln wurden aus einem seltenen Wüstengras hergestellt, in das golddurchwirkte Fäden eingearbeitet waren. Die Gesichter waren meist von halbtransparenten Schleiern verdeckt, die mehr von der Schönheit ihrer Trägerinnen ahnen ließen als sie verbargen.
Gern stellten sie Schmuck in allerlei Formen am ganzen Körper zur Schau: Zarte Ketten aus geflochtenen Silberfäden und schwarzen Perlen um den Hals, ein Sammelsurium aus wuchtigen, mit Rubinen und Saphiren besetzten Armreifen um die Handgelenke, geschwungene Ringe mit bunten Perlen und farbigen Edelsteinen an den Fingern, gedrehte Ringe in den Nasen und Ohren wie auch unscheinbare, aber wertvolle Fußkettchen an den Knöcheln über geschmeidigen Sandalen aus feinstem Wildleder.
Die Männer hingegen waren mit farbenprächtigen, weiten Hosen bekleidet, welche die Knöchel eng umfassten. Die bunten, spitz zulaufenden Schuhe waren mit kräftigen Mustern, die die Stärke ihres Trägers darstellen sollten, verziert. An einer breiten Schärpe um den Bauch baumelte meist ein mit vielen Edelsteinen besetzter Säbel, der mehr zur Darstellung des Reichtums getragen wurde als zur Verteidigung des Lebens oder der Ehre. Kurze, fein gearbeitete, mit Gold- und Silberfäden verbrämte Westen wurden auf dünnen, fast durchsichtigen Seidenhemden getragen. Den Kopf schmückte meist ein kleiner Hut ohne Krempe mit einer Kordel aus dem Haar edelster Pferde, ebenso geschmackvoll wie der Rest der Kleidung. Lediglich wenn sie auf Reisen waren, trugen die Männer einen zweckmäßigeren Turban, der sie vor der Kraft der Sonne und den Sandkörnern schützte, die vom stetig wehenden Wüstenwind mitgetragen wurden.
Trotz der bunten Stoffe und des reichhaltigen Schmucks zeigten die Menschen ihre wohlgeformten, athletischen und muskulösen Körper, auf die sie stolz waren. Sie verbrachten viel Zeit damit, sich in Form zu halten, denn das Aussehen eines Menschen bestimmte seinen Status in der Gesellschaft.
Das Land war sehr trocken. Lediglich an den Ufern der Flüsse, den Oasen sowie auf den Hochebenen im Norden waren das Klima und die Vegetation so geschaffen, dass Nahrungsmittel angepflanzt werden konnten. Die meisten Waren wurden jedoch von Händlern in endlos scheinenden Karawanen aus den Nachbarländern gebracht.
In dem Land gab es viele kleine Dörfer, aber nur eine große Stadt. Die Dörfer waren meist nur Ansammlungen von einfachen Hütten um einen Brunnen, der tief in den trockenen Wüstenboden gegraben war und ihm das kostbare Nass entriss. Die Bauern bearbeiteten tagein und tagaus ihre Felder, deren Erträge sie auf den Märkten der Stadt oder an die reisenden Händler verkauften. Zu Wohlstand kamen die Dorfbewohner nicht, sie führten ein kärgliches Leben ohne Aussicht auf den Reichtum, der in den Städten zur Schau gestellt wurde.
Daher wohnten alle Menschen, die sich selbst für wichtig hielten, in der Stadt, denn sie glaubten, dass sie nur dort ihren Rang und ihre Bedeutung in einem angemessenen Rahmen zeigen konnten.
Die Stadtbewohner legten viel Wert darauf, ihren Reichtum nach außen hin darzustellen. Im Gegensatz zu den tristen Dorfhütten waren die Fassaden der Häuser in der Stadt reich mit einer Vielzahl von farbenfrohen Symbolen und Bildern verziert, welche vom Wohlstand und vom Ansehen ihrer Bewohner zeugen sollten.
Da gesellschaftlicher Status nur mit äußerlichem Luxus zu erreichen war, hatten die Menschen Angst vor dem Verlust ihres Reichtums und damit ihres Ansehens und versperrten ihre Häuser mit wuchtigen Türen und Toren aus Eisen und massivem Holz. Die Fenster waren klein und aus Angst vor Einbrechern mit dicken Gittern gesichert.
So beeindruckend die Fassaden der Häuser waren, so unscheinbar und vernachlässigt stellten sich deren Innenhöfe dar. Kein leises Plätschern eines Springbrunnens durchdrang die Stille der Nacht, kein dichtes Grün spendete in der Hitze des Tages den Bewohnern Schatten, kein Feigenbaum bot die Süße seiner Früchte an, denn solcherlei Dinge waren nichts Außergewöhnliches, sie stellten daher keinen besonderen Wert dar.
Genauso schlicht und einfach eingerichtet waren die meisten Zimmer der Häuser. Selten hingen fein gewebte Teppiche an den Wänden, auf denen die ruhmreichen Taten der Bewohner und deren Vorfahren dargestellt waren. Die Möbel waren schmucklos und einfach, genauso wie das Geschirr für den täglichen Gebrauch. Lediglich die Räume, in denen Gäste empfangen und bewirtet wurden, waren prächtig ausgestattet, denn hier konnte man mit seinem Wohlstand prunken.
Besonderes Ansehen genossen Händler und Kaufleute, denn sie versorgten die Menschen mit all den schönen und reichhaltigen Waren, mit all dem Nützlichen und Sinnlosen, welches die Bewohner der Städte vermeintlich zu ihrem Glück brauchten. Unter den Händlern wiederum hatten diejenigen eine Sonderstellung, die mit edelsten Stoffen, duftenden Salben und ätherischen Ölen handelten. Sie fuhren die prächtigsten Kutschen und wurden von Dienern auf Sänften durch die Basare der Stadt getragen.
Einer dieser Händler war Mansaar Ibn Sabri. Er stand in der Blüte seiner Jahre und war, seit ihm sein Vater vor ein paar Jahren die Leitung des Handelskontors übertragen hatte, dank der Beziehungen seiner Eltern und seines geschäftlichen Scharfsinns schon ein paar Stufen auf der gesellschaftlichen Leiter nach oben geklettert. Seinem Vater war dieser Schritt nicht leichtgefallen, da er selbst noch rüstig war, doch er sah, wie sich Mansaar mit all seiner Kraft für den geschäftlichen Erfolg einsetzte, und so hatte er sich schweren Herzens aus dem Geschäftsleben zurückgezogen.
Mansaar lebte mit seiner Frau Damaris und ihren beiden Kindern in einem prachtvollen Haus am größten Platz der Stadt. Während Mansaar seine Rolle als Ernährer der Familie ernst nahm und gewissenhaft ausfüllte, war Damaris ganz die liebevolle Mutter, deren höchstes Glück es war, sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern.
Kahir war der ältere der beiden und kam ganz nach seinem Großvater. Für manche Bereiche, die Mansaar wenig interessierten, hatte Kahir eine natürliche Veranlagung und lernte mit Eifer handwerkliche Feinheiten von Mansaars Vater, der sein erstes Geld mit der Herstellung einfacher Möbel verdient hatte.
Galiah war eher nach ihrer Mutter geraten. Trotz ihrer jungen Jahre konnte man die grazile Schönheit, zu der sie heranreifen sollte, bereits erahnen. Sie war schon früh vielfältig interessiert und kümmerte sich wenig um die gesellschaftlichen Normen, die einer jungen Frau enge Fesseln anlegten.
Mansaar und Damaris hatten sich auf einem der zahlreichen Feste kennengelernt, die an lauen Sommerabenden in den Straßen der Stadt rund um den Soukh stattfanden. Sie fand Gefallen an dem jungen Händler, und so kam es, dass die beiden immer häufiger gemeinsam in den Straßen und Kaffeehäusern anzutreffen waren, bis sie sich irgendwann entschlossen, ihr Leben zusammen zu verbringen.
Den Eltern der beiden gefiel diese Verbindung nicht, denn sie hatten grundsätzlich unterschiedliche Ansichten zu wichtigen Bereichen des Lebens: Politik, Familie, Kindererziehung und auch zu den sozialen Umgangsformen. Natürlich wünschten sie sich, dass sich ihre Kinder daran orientierten und einen Lebenspartner wählten, der aus ihren jeweiligen Gesellschaftsschichten kam und auch sonst ihren Erwartungen entsprach.
Doch die Liebe zwischen Mansaar und Damaris war stärker als alle Erwartungen und Konventionen. Sie fanden im Gegenüber den Seelenverwandten, mit dem sie ihre Wünsche und Träume Wirklichkeit werden lassen und ihr restliches Leben verbringen wollten. Ihre Eltern sahen dies schließlich ein und gaben ihr Einverständnis für die Hochzeit. Die beiden heirateten und gründeten eine eigene, kleine Familie. Sie waren sich lange Jahre selbst genug und genossen die gemeinsame Zeit mit ihren Kindern.
Mansaar führte ein geschäftiges Leben, um seiner Familie den gewünschten Lebensstandard zu ermöglichen. Wie die meisten reichen Bewohner der Stadt hatte er nicht viel übrig für Müßiggang. Die Termine mit Kunden und anderen Händlern bestimmten seinen Tag, an dessen Ende er voller Spannung und Konzentration seine Einnahmen zählte, denn nur diese entschieden über den Nutzen der geleisteten Arbeit. Ein Tag ohne ein erfolgreiches Geschäft hingegen war für ihn ein verlorener Tag.
Neben seinen Geschäften und seiner Familie hatte er nur wenige Interessen. Lediglich eine handverlesene Zahl von Männern nannte er seine Freunde, von denen die meisten ebenfalls erfolgreiche Händler oder Söhne von Händlern waren.